Kleine Namenkunde

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Kleine Namenkunde der in Altenkirchen nach Personen benannten Straßen

von Eberhard Blohm - Copyright Eberhard Blohm/AKdia 2009


1. Wilhelmstraße, die älteste Personennamengebung nach dem Stadtbrand 1893, vermutlich nach dem ersten Kaiser des zweiten Reiches von 1871, Wilhelm I., König von Preußen ( *1797 † 1888) benannte Hauptachse der älteren Stadt, heute Fußgängerstraße.


2. In den zwanziger Jahren erfolgten Benennungen und Umbenennungen aus zum Teil historisch-politischen Gründen:

Friedrich-Emmerich-Straße: Die einzige Straße, die einen Einheimischen ehrt, gilt dem Stifter eines Grundstücks, das er der Stadt für ein Krankenhaus vermachte, dem Gemeinderatsmitglied Friedrich Wilhelm Emmerich (* 1820 Daaden † 23.12.1893 Altenkirchen).

Blücherplatz, benannt nach dem preußischen Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (* 12.9.1742 † 16.12.1819), der mit seinen Truppen bei der Schlacht von Waterloo mitentscheidend eingriff. Durch einen Aufenthalt 1810 in Altenkirchen gibt es einen persönlichen Bezug des Namensgebers zur Stadt.

Hindenburgstraße, umbenannte Rathausstraße, benannt nach dem damaligen Reichspräsidenten und vormaligen Generalfeldmarschall des 1. Weltkriegs Paul von Beneckendorf und von Hindenburg (*2.10.1847 † 2.8.1934), die nach 1945 wieder ihren alten Namen erhielt.

Jahnstraße, im Nationalsozialismus in Ludwig-Jahn-Straße erweitert, benannt nach dem Lehrer Friedrich Ludwig Jahn (* 11.8.1778 † 15.10.1852), der 1811 einen Turnplatz in Berlin eröffnete, im Lützowschen Korps Soldat war, als Freund der Burschenschafter 1819-1825 in Haft war.

Mackensenstraße, benannt nach dem 1899 als Adjutant Wilhelms II. geadelten (1915) Generalfeldmarschall des 1. Weltkriegs, August von Mackensen (* 6.3.1849 † 8.11.1945), die dazu umbenannte Frankfurter Straße, die nach 1945 ihren alten Namen wieder erhielt. Durch einen Besuch im Oktober 1927 in Altenkirchen gibt es einen persönlichen Bezug des Namensgebers zur Stadt.


3. In der Zeit des Nationalsozialismus erfolgten drei Benennungen bzw. Umbenennungen aus politischen Gründen:

Adolf-Hitler-Straße, umbenannter Teil der hinteren Kumpstraße, die nach 1945 ihren alten Namen erhielt, wurde nach dem Führer der NSDAP, Reichskanzler von 1933 und Reichspräsidenten 1934 Adolf Hitler (* 20.4.1889 † 30.4.1945) benannt. In der NS-Zeit haben zahllose Städte und Gemeinden mit dieser Namengebung ihre politische Gesinnung betont.

Friedrich-Friesen-Straße, nach 1945 auf Friesenstraße verkürzt, benannt nach Karl Friedrich Friesen (* 25.9.1774 † 16.3.1814) einem Lehrer und Mitstreiter von Ludwig Jahn, sowohl in der Turnerschaft, bei den Burschenschaften als auch im Lützowschen Korps. Da sich in der NS-Zeit das Heim der Hitler-Jugend in dieser Straße befand, wurde wohl mit Friedrich Friesen als Namengeber ein Symbol für einen Opfertod ausgewählt, weil er 1814 nach seiner Gefangennahme erschlagen wurde.

Hermann-Göring-Straße, benannt nach dem Jagdflieger des 1. Weltkriegs, Beteiligten am Hitlerputsch 1923, Reichstagsabgeordneten 1928, preußischen Ministerpräsidenten, General und Reichsluftfahrtsminister von 1933, Oberbefehlshaber der Luftwaffe von 1935, Reichsbeauftragter für den Vierjahresplan von 1936, Generalfeldmarschall und Koordinator der Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben von 1938, einziger Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches von 1940 und verurteilter Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg 1946 Hermann Göring (* 12.1.1893 † 15.10.1946), umbenannt nach 1945 in Im Hähnchen.


4. Unter die wenigen Namengebungen der frühen Nachkriegszeit fällt die

Pestalozzistraße an der neuen evangelischen Volksschule, benannt nach dem schweizerischen Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (* 12.1.1746 † 17.2.1827), der mit seinem ganzheitlichen Ansatz viele Anregungen auch für die moderne Pädagogik brachte.


5.1 Gelegentliche Namengebung einzelner Straßen der letzten 25 Jahre:

Hermann-Löns-Straße, benannt nach dem Dichter der niedersächsischen Heide Hermann Löns (* 29.8.1866 † 26.9.1914).

Konrad-Adenauer-Platz, benannt nach dem 1. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Konrad Adenauer (* 5.1.1876 † 19.4.1967) zu seinem hundertsten Geburtstag.

Theodor-Fliedner-Straße, benannt nach dem evangelischen Geistlichen und Gründer der ersten Diakonissenanstalt Theodor Fliedner (*22.1.1800 † 4.10.1864).

Raiffeisenstraße, benannt nach dem in Hamm/Sieg geborenen Gründer der Raiffeisen-Genossenschaften Friedrich Wilhelm Raiffeisen (* 30.3.1818 † 11.3.1888).

Saynstraße, benannt nach der rheinischen Grafenfamilie Sayn, die die Reichsgrafschaft Sayn-Altenkirchen von 1660 bis zum Verkauf an Preußen 1791 (zuletzt von Ansbach aus) regierte.


5.2 Mit der Stadterweiterung in den Stadtteilen Honneroth I und II einher ging dort eine ausschließliche Benennung nach Dichtern und Schriftstellern:

Büchnerstraße, benannt nach dem Schriftsteller und Privatdozenten Georg Büchner (* 17.10.1813 † 19.2.1837).

Eichendorffstraße, benannt nach dem romantischen Lyriker und Schriftsteller Joseph Freiherr von Eichendorff (* 10.3.1788 † 26.11.1857).

Fontanestraße, benannt nach dem Schriftsteller Heinrich Theodor Fontane (* 30.12.1819 † 20.9.1898), einem Vertreter des poetischen Realimus.

Goethestraße, benannt nach dem Dichter der Klassik Johann Wolfgang von Goethe (* 28.8.1749 † 22.3.1832), geadelt 1782.

Gerhard-Hauptmann-Straße, benannt nach dem Dichter des Naturalismus und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann (* 15.11.1862 † 6.6.1946).

Heinestraße, benannt nach dem Dichter Heinrich Heine (* 13.12.1797 † 17.2.1856), Sohn jüdischer Eltern, ab 1825 evangelisch getauft, promovierter Jurist, freier Schriftsteller, ab 1831 in Paris, 1835 Publikationsverbot in Preußen.

Kästnerstraße, benannt nach dem Schriftsteller, Drehbuchautor, Journalisten und Kabarettisten Emil Erich Kästner (* 23.2.1899 † 29.7.1974).

Von-Kleist-Straße, benannt nach dem Dramatiker, Erzähler und Lyriker Heinrich von Kleist (* 18.10.1777 † 28.11.1811).

Lessingstraße, benannt nach dem wichtigsten Dichter der deutschen Aufklärung Gotthold Ephraim Lessing (* 22.1.1729 † 15.2.1781).

Mörikestraße, benannt nach dem Lyriker und Erzähler Eduard Friedrich Mörike (* 8.9.1804 † 4.6.1875).

Schillerstraße, benannt nach dem Dichter, Dramatiker und Historiker Friedrich von Schiller (* 10.11.1759 † 9.5.1805), geadelt 1802, bedeutender Vertreter der Klassik.

Uhlandsstraße, benannt nach dem Dichter der Romantik und Politiker Johann Ludwig Uhland (* 26.4.1787 † 13.11.1862) .


5.3 Namengebung für Erfinder und Wissenschaftler:

Rudolf-Diesel-Straße, benannt nach dem Ingenieur und Erfinder des Dieselmotors Rudolf Diesel (* 18.3.1858 † 29.9.1913).

August-Horch-Straße, benannt nach dem Maschinenbauingenieur und Gründer der Automobilbau-unternehmen Horch und Audi August Horch (* 12. Oktober 1868 † 3. Februar 1951)

Graf-Zeppelin-Straße, benannt nach dem deutschen General und Luftschiffkonstrukteur Ferdinand Graf von Zeppelin (* 8.7.1838 † 8.3.1917).

Philipp-Reis-Straße, benannt nach dem Lehrer und Erfinder des Telefons Philipp Reis (* 7.1.1834 † 14.1.1874).

Carl-Benz-Straße, benannt nach dem Maschinenbauingenieur und Automobilpionier Carl Friedrich Benz (* 25.11.1844 † 4.4.1929).

Lise-Meitner-Straße, benannt nach der österreichisch-schwedischen Kernphysikerin und Professorin Lise Meitner (* 17.11.1878 † 27.10.1968), der als erster Frau und geborener Jüdin in Altenkirchen eine Straße gewidmet wurde.


Wer mehr über die einzelnen Personen erfahren möchte, kann sich in den Lexika und auf den einschlägigen Seiten des Internets umfassender informieren.

Über die Auswahl als Straßennamenträger kann nur spekuliert werden, da die Diskussion in den Stadtgremien nicht veröffentlicht wurde.

Auffällig sind die fast vollständige Abwesenheit einheimischer Namensgeber, das fast vollständige Fehlen von Frauen und das bisher starke Übergewicht an Namen aus der Literatur.




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