Dr. Boden zur Ansiedlung evangelischer Flüchtlinge im katholischen Rheinland
Der nachfolgende Text ist Teil eines umfänglicheren Dokuments zur Durchführung der Evakuierung (Brommer 1985, S.132-135) der sowohl vollständig, als auch nur in dem zitierten Abschnitt erhalten ist. Dieser Abschnitt wurde am 30.4.1947 auf Wahlveranstaltungen, so in Wissen vom Mitglied der KPD Buschmann, verlesen. Dr. Boden hat die Existenz geleugnet, auch auf wiederholtes Nachfragen.
Abschrift
Regierungspräsident Koblenz, den 3. Dezember 1945
VI b
Auszug aus einem Schreiben des Reg. Präs. an Herrn
Oberst Balade, Vallendar, vom Dezember 1945,
verantwortlicher Verfasser Reg.Rat Schmitz,
Abtlg. VI b, Regierung.
Betr.: Bewegung der deutschen Flüchtlinge
In konfessioneller Beziehung würde der katholische Charakter
des Rheinlandes durch den Zuzug der meist protestantischen
Ostdeutschen stark verwässert werden, was angesichts unseres
Verhältnisses zu dem überwiegend katholischen Frankreich höchst
unerwünscht wäre, weil die Übereinstimmung beider Teile in der
Konfession für die Zusammenarbeit in kultureller Beziehung
ungemein wichtig ist.
Die politischen Gefahren einer derartigen Durchsetzung
liegen in der anders gearteten Mentalität der Ostbevölkerung
begründet. Diese war von jeher militaristisch und nationalistisch
und später nationalsozialistischer eingestellt als die West-
bevölkerung. Mit dem Flüchtlingsstrom werden zugleich unzählige
Nationalsozialisten aller Schattierungen hier angesiedelt werden und
unerkannt als Ideenträger weiter wirken, weil alle Unterlagen
für die politischen Beurteilungen fehlen und nicht zu beschaffen
sind.
Ich wäre Ihnen, Herr Oberst, sehr zu Dank verpflichtet,
wenn Sie diese nicht unwichtigen konfessionellen und
politischen Momente an den maßgebenden Stellen der franz. Mil.
Reg. zum Vortrag bringen wollten.
gez. Dr. Boden
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