Das letzte Stück der Altenkirchener Synagoge

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Das letzte Stück der Altenkirchener Synagoge

von Eberhard Blohm - Copyright Eberhard Blohm/AKdia 2010

Die Torah von Altenkirchen. Sie dient in den USA noch immer kultischen Zwecken

Wer sich ein wenig mit der deutschen Geschichte auskennt, weiß, dass am 9. November 1938 auf Befehl der NSDAP die meisten Synagogen in Deutschland geschändet worden sind. Soweit sie wie in Altenkirchen fast völlig zerstört wurden, wurden die Reste bald abgetragen. Die Grundstücke wechselten oft in privates Eigentum. Heute erinnern allenfalls dann noch Gedenktafeln an diesen Teil der Geschichte.

Auch in Altenkirchen ging am 9. November 1938 dieser Befehl der Propagandaabteilung der Gauleitung in Koblenz ein. Der Kreisleiter der NSDAP August Venter behauptete zwar später, er habe dort telefonisch niemanden erreicht, anders als in Hamm / Sieg, wo der von ihm weitergeleitete Befehl ausgeführt wurde. Dafür wurde er 1952 zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt, weil er Zeugenaussagen darüber nicht widerlegen konnte. Die Strafe hat er übrigens nicht abgesessen. Obwohl für die Brandstiftung in Altenkirchen niemals ein Täter gefunden und abgeurteilt wurde, hat es Brandstifter gegeben, aber wohl keine Suche nach ihnen. Zumindest wurden bis heute keine Spuren einer Suche gefunden.

Die beiden Fotos zeigen eine Torah, die neben den historischen Fotos von der Synagoge heute das einzige Relikt der jüdischen Glaubensausübung in Altenkirchen ist, das die Zerstörung des Judentums in der Stadt überstanden hat. Sie ist in der Verwahrung eines Enkels von Walter Grünebaum, der sie nach dem Krieg bei einem Besuch aus Altenkirchen in die USA mitnahm. Sie dient noch immer ihrem kultischen Zweck.

Die Geschichte von der Rettung dieser Torah existiert nur mündlich überliefert. Dokumente zu dem Vorgang wurden bisher nicht gefunden.

Die Torah aufgerollt

Die Torah wurde vor der Zerstörung der Synagoge von Frau Luzia Driels geb. Klein gerettet. Sie war die nicht-jüdische Frau von Hermann Driels aus der Marktstraße. Die Torah wurde von ihr dann unter Bodenbrettern, wo auch immer, versteckt. Offenbar ist diese Sicherstellung damals nicht unbemerkt geblieben. Die Gestapo soll Luzia Driels dazu vernommen haben. Es soll ihr gegenüber auch zur Gewaltanwendung gekommen sein. Frau Driels hat aber zu dem Versteck geschwiegen.

Luzia und Hermann Driels haben die Verfolgungszeit in Deutschland beide überlebt.

Als Walter Grünebaum (in den USA Gruen) , der frühere Eigentümer des Kaufhauses Grünebaum, 1947 in Altenkirchen war, übernahm er von Luzia Klein die Torah und brachte sie in die USA. Sie blieb seither im Besitz der Familie Gruen, nach Walter Gruen bei Claude Gruen (als Klaus Grünebaum in Altenkirchen geboren), heute bei dessen Sohn Aron Gruen. Sie wurde fachgerecht und gemäß den religiösen Vorschriften restauriert.

Die Fotos hat Aron Gruen angefertigt und übermittelt. Ihm ist dafür zu danken. Sie werden hier erstmals in Altenkirchen gezeigt. Sollte ein Leser zu dem dargestellten Vorgang Details ergänzen können, bitte ich um Hinweise.



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