Luftschutz in der VG Altenkirchen

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Luftschutz in der VG Altenkirchen

Von Kevin Lenz - Copyright Kevin Lenz/AKdia 12/2009


Am 20.9.1944 wurde Altenkirchen zum ersten Mal von feindlichen Jagdbombern angegriffen. Der Angriff kam für die Bevölkerung überraschend, denn sie hatten nie gedacht, dass Altenkirchen jemals Kriegsschauplatz werden würde. Außerdem hatte Altenkirchen bisher nicht viel mit dem Krieg zu tun, Rüstungsindustrie wie in den Großstädten gab es hier nicht. Die Jabos griffen den Bahnhof an, an dem die SS-Panzerdivision Hohenstaufen gerade mit Verladearbeiten beschäftigt war. Bei dem Angriff wurden ein Wohnhaus zerstört, das Möbelhaus Spahr schwer beschädigt und weitere Geschäfte und Häuser beschädigt. Danach folgten täglich Angriffe auf die VG.

Wie hat man sich vor den Angriffen geschützt hat

Es gab Luftschutzvorschriften: so sollte man zum Beispiel den Dachboden von brennbaren Materialien befreien, für absolute Verdunklung sorgen und Trink -/ Löschwasser, Verbandszeug, Gasmasken und Verpflegung in privaten Luftschutzkellern bereitstellen. Zusätzlich waren Luftschutz– Fibeln vorhanden . Doch sollten sich diese Maßnahmen nicht als ausreichend erweisen. Außerdem gab es natürlich noch Flakstellungen mit Flugzeugabwehrkanonen. Doch konnten die Flakstellungen im Gebiet der heutigen VG Altenkirchen nur sehr wenige Erfolge verbuchen. Um Altenkirchen herum standen 3 8.8 Flakgeschütze. Diese wurden im Zweiten Weltkrieg nicht nur als Flak, sondern auch als Artilleriegeschütze verwendet. Sie eigneten sich jedoch nicht zur Verteidigung gegen Jabo- (Jagdbomber) Angriffe, da sie nicht wendig genug waren. Zur Verteidigung gegen Jabos waren Vierlings-, Trillings– und Zwillingsflaks weitaus erfolgreicher, da diese wendiger waren und schneller schossen. Solche Flakstellungen gab es hier auch. Sie ließen sich gut in Gestrüpp tarnen. Sie standen vor allem um die Dörfer herum. Entlang der Straßen wurden Splittergräben gegraben. Manche gruben sich solche Gräben auch auf ihrem Grundstück, z.B. bei Bauernhöfen. Andere wie die Gärtnerei Schnug (ht. Zimmer) gruben Einmannlöcher . Sie alle dienten dem gleichen Zweck. Im Falle eines Jagdbomberangriffs konnte man sich in diesen Gräben verstecken und Schutzsuchen. Denn sie schützen vor Bordwaffenbeschuss und umher fliegenden Splittern. Die Splittergräben wurden in Y– oder zick-zack - Form gegraben. So konnte man sich je nachdem, von wo der Angriff kam, in eine der Ecke werfen, um so möglichst viel Erde dazwischen zu bringen. Doch schützten diese Gräben nicht bei einem direkten Bombentreffer. Viele der Splittergräben sind heute noch an den Straßenrändern gut zu erkennen

Keller

Doch diese Maßnahmen waren nicht ausreichend; und so suchten viele Menschen Schutz in ihren Kellern. Vor allem die Keller auf den Dörfern waren kleine, feuchte Kellerlöcher, in denen Rüben und Kartoffeln lagerten. Die Menschen lagen auf den Kartoffeln und Rüben, manche bauten sich Bänke, die aber noch mehr Platz wegnahmen. Nicht alle Keller waren abgestützt und die Keller, die abgestützt waren, waren noch enger . Denn die Stützbalken nahmen noch mehr Platz weg. Wie welche Decke abzustützen war, konnte man der Luftschutzfibel entnehmen. Nicht alle Keller befanden sich unter dem Haus, manche waren auch unter Ställen oder neben dem Haus. Auch hatten nicht alle Leute einen Keller. Diese suchten meistens die Keller in der Nachbarschaft auf. In der Stadt waren die Keller größer und somit auch komfortabler. Sie hielten den Jagdbomberbomben stand. Doch nicht denen der Bombenteppiche. Pfeile, die zum Teil auch nachts leuchteten, deuteten auf den nächsten sicheren Luftschutzkeller hin. Diese Pfeile kann man heute zum Beispiel noch an der Kreisverwaltung und am Bahnhof sehen. Sie deuteten unter anderem auch auf den Keller des Amtsgerichts, welches sich im damals letzten Gebäude der ehemaligen Schlossanlage befand. In diesem Keller, dachte man, wäre man auch vor den schweren Bombenangriffen sicher, welche am 7.3, 10.3, 17.3 und 25.3 1945 auf Altenkirchen geflogen wurden . Der Keller bestand aus 2 Kammern und war mit schweren Balken abgestützt. Doch bei dem Angriff am 10.3.1945 bekam das Amtsgericht einen direkten Treffer ab und ein Teil des Kellers stürzte ein. Dabei kamen über 80 Menschen ums Leben. Von da an suchten die Menschen Schutz in Stollen oder selbstgebauten Unterständen im Wald.

Stollen und Unterstände

Viele Menschen suchten Schutz in ehemaligen Bergwerksstollen, die teilweise, wie der im Wiesental, schon 1943 freigelegt wurden. Auch konnten nicht alle Stollen als Schutzmöglichkeit dienen. Bei Heupelzen musste ein freigelegter Stollen aufgrund der dort herrschenden Nässe und Gesteinsformationen wieder geschlossen werden. So suchten viele Bewohner Altenkirchens Schutz in einem Stollen im Wiesental, der auch „Bunker“ genannt wurde, oder in einem Stollen im Johannistal. Weitere Stollen, in denen Schutz gesucht wurde, sind z.B. bei Ingelbach, Widderstein, Hemmelzen, Amteroth und Ersfeld. Die Stollen haben alle unterschiedlichen Eigenschaften. Manche sind nass und eng, andere sind trocken und groß. Die meisten Stollen bestanden einfach nur aus einem Gang, der in den Fels geschlagen wurde. Der Stollen bei Ingelbach jedoch hat einen Raum im Inneren, der durch eine große Felssäule gestützt wird. Dieser war auch der, der am besten ausgestattet war. Es wurde Strom für Beleuchtungszwecke zu dem Stollen gelegt und er war mit Bänken ausgestattet. Andere Stollen waren auch mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet, doch waren diese Stollen sehr eng. Es gab zwar eine inoffizielle Sitzordnung in den Stollen: so sollten sich die Männer vorne im Stollen aufhalten, die Frauen dahinter und dann die Kinder, da man je tiefer man im Stollen war, um so sicherer war man. Doch diese Ordnung wurde nicht aufrechterhalten. Im Johannistal gab es auch einen Stollen, der für militärische Zwecke genutzt wurde. In ihm waren Wehrgeologen tätig, die mittels einer der Seismologie verwandten Technik die Einschlagsorte von V2- Raketen ermitteln sollten. Doch diese hat nicht funktioniert.





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