Fata des Hauses Sayn, 1712

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Die Fata der Grafschaft Sayn des Magisters Johann Müller aus Hamm, 1712

Übertragen von Brigitte Burbach – Copyright Brigitte Burbach/Akdia, September 2009


Hintergrund: Magister Johann Müller, geboren 18.6.1643 in Hannoversch Münden, war ab 1675 lutherischer Pfarrer in Hamm, wo er 1731 starb. Müller war ein schreibfreudiger Mann, der – angefangen von den Obstbäumen in seinem Garten und den Wassern im Kirchspiel – vieles von dem beschrieben hat, was zu seiner Zeit geschah: Begegnungen mit den Reformierten und den Katholiken, Ereignisse um Schule und Kirche, tägliche Begebenheiten, aber auch Betrachtungen zur Religion, Äusserungen in Briefen nach Hachenburg, wo sein Bruder Israel Hofprediger war, und vieles mehr, was es uns heute möglich macht, das Leben von damals kennen zu lernen und es ein bißchen besser zu verstehen.


Weiterführender Hinweis: Auch Pastor Johann Robens aus Dattenfeld (heute Gemeinde Windeck), der dort von 1607 bis 1649 amtierte, hat Aufzeichnungen über die Kriegsereignisse in seiner Umgebung gemacht. Dabei nennt er manchen Beamten, aber auch militärische Dienstgrade vom General bis zum einfachen Soldaten, der in Dattenfeld heiratet, Kinder taufen läßt oder begraben wird. Quelle: Die Festung Windeck und das Kirchspiel Dattenfeld während des Dreißigjährigen Krieges. Von Franz Muhr-Kammerich in Heimatblätter des Siegkreises 7/57 Heft 72.



Welche theils aus schriftlichen Documenten, theils aus einigen alten Erzählungen angemercket und aufgesetztet sind im Jahr 1712 von M. Joh. Müller Evangel. Prediger zu Hamm.

S. 1

Anthonius Jäger, gewesener Landtschultheiß zu Freußburg, welcher im 95. Jahr seines Alters zu Oberzau den 4. Febr. 1679 gestorben, hatt mir etlichemahl erzehlet, daß Graff Henrich dem Graff Wilhelm von Wittgenstein, der seines Bruders, Graff Hermans Tochter Gräffin Anna Elisabeth geheirathet, die Graffschaft Sayn übertragen, mit Vorbehalt etlicher Örter. Und hätten sich etliche mahl deswegen verglichen. Es hätte aber Graff Wilhelm nicht gehalten waß er versprochen, vornemlich das Landt bey der luther. Religion zu laßen. Dahn Graff Henrich aus Haß gegen Graff Wilhelm, Chur Trier verkaufft. Das Stam Hauß Sayn, den Turniß auff dem Zoll zu Poppard und Engersch, den Flecken Rheinbruel, welcher Jährlichs gegeben 23. fuder Wein, es wachse Wein, oder wachse keiner, und daß sey genant Bett- [Kindbett] Wein. Weil er anfangs einer Gräffin ins Kindbet zu geben von den Rheinbruelern versprochen.


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Es seye zwar der Kauff mit Chur Trier gemacht, aber kein pfennig geld gegeben worden. Alß aber Graff Henrich kranck wird, ergriff Chur Trier Possession, und belegt das Stam Hauß Sayn mit soldaten, wil er zu Graff Henrich selig gesagt haben: daß sie mich doch erst sterben laßen. Graff Adolphs, auch Graff Henrich Bruder, Tochter, heurathet einen Graff von Sultz, welche Mencklar und Mentzburg bekommen. Graff Wilhelm zeugt mit Gräffin Anna Elisabeth, einen Herrn, Graff Ernst. Nach Gräffin Anna Elisabeth Todt, heurathet Graff Wilhelm eine Gräffin von Naßau Saarbrück, mit welcher er drey Herrn gezeuget, Wilhelm Philipp, Ludwig Albrecht und Christian. Graff Ernst verheurathet sich an Loysan Julianam, Gräffin von Erbach, stirbt anno 1632 und hinterlast einen Herrn, Graff Ludtwig und zwo Gräffinnen, Ernestinam und Johanettem. Graff Ernst hatt die gantze Graffschaft inne gehabt, und in seinem Testament, seine Kinder zu Erben eingesetzt.


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Graff Ludtwig stirbt, wie Anthonius Jäger erzehlet, zu Freußburg, und wird in einer verdeckten Kutschen nach Hachenb. geführt ihn heimlich bey zusetzen. Die beysetzung ist geschehn den 26. Jul. 1636. Wie H. Pastor Johann Feller notirt. Weil aber der Todtfal bekand wird, so kompt eben den 26. Jul. der Obrist Griser von Bon, und nimt Hachenb. ein wie H. Johann Feller setzet.

Erstged. Anthon Jäger sagte, der Obrist Griser wär kommen zu condoliren, aber unter dem vorwandt hatte Er Hachenb. besetzt. Die Frau Gräffin Loysa Juliana ist mit dero zween Gräff. Töchtern eingesperrt aufm Schloß gehalten, und ihr keine Lebensmittel aufs Schloß gefolget worden. Es haben aber einige Bürgersfrauen ihr verdeckt und heimlich was zubracht. Alß aber diß gemercket wird, werden die Bürgers¬frauen visitirt, und ihnen die Lebensmittel abgenommen. Worauff die Bürgersfrauen außen ans Schloß, in den Hahn, Lebensmittel tragen, welche die Fr. Gräffin in einem Korbe hinauffziehet. da sie aber in die länge sich nicht halten kann, bedeutet sie heimlich etl. Bürgern auffs Schloß zu kommen, worauff sie auf den Platz getreten, beyde Gräffl. Töchter bey der Hand habend, und protestirt öffentlich vor Gott und der Welt gegen solch verfahren. Sie mußte zwar davon gehen . Sie wollte aber Ihr und der Ihrigen Rechte und deßen sich nicht begeben haben. Begibt sich darauff in die Kutsche und fährt nach Franckfurt. Dieses habe ich nicht nur von Anthon Jägern, sondern auch von verschiedenen zu Hachenburg in meiner Jugend gehört. Und wie Chur Coln Hachenb. alß ein Chur Trier Freußburg. Und Graff Wilhelms Sohn letzter Ehe Altenkirchen sampt Zugehör, der Abt vom Laach aber den Flecken Bendorff in besitz. Die Bonnische nehmen zu Hachenb. und Zugehör die Huldigung ein. Dann so setzte H. Johann Feller, Donnerstag den 15. September 1636, seyn die Bonnische Diener hier gewesen, und die Huldigung vom Kirchsp. genom¬men, erstlich an Ihro Churfl. Durl. von Bonn, und in deßen


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nahmen an den Bischoff zu Oßnabrück, welcher ein Graff von Wartenburg ist. Haben solches Wapen an die Kirch geschlagen. Sonabend den 17. Sept. ist die Colnische Salvagarde herkommen.

Christian Elben Geschworener dero Zeit, setzet in einem Büchlein, worin er etl. Kirchspiels und Kirchen Ausgaben angezeichnet: noch haben zu abzahlung der Bonnischen Salva garden ausgelegt 78 Rthlr.

Itern setzt Christian Elben in gl. Büchelgen: Bey der O߬nabrückischen Regierung von Anno 1636 biß auff das Jahr 164o erträgt in diesen Jahren was in derer Zeit die Regimenter im Kirchsp. Hamm beschädigt haben, so in allem erstreckt: vier tausend vier hundert und zehn Rthlr und ein reichsorth.

Anno 1638 den 3. Sontag Advents, der neue oder Gregoria¬nische Calender zu brauchen befohlen.

Den 5. Trinit. 1638 ein patent vom Bischoff von Oßnabrück publiciret, worin die Lehnsleut citirt werden, zu empfangen.

Den 6. Trinit. den 1. Jul. verlesen und angeschlagen ein patent von Bonn, darin diejenigen so etwas an sich erkaufft, getauscht, und pfandsweise von der Graffschaft an sich bracht haben, citirt werden.

Ferner H. Johann Feller Dom. Trinitatis 164o. Diesen Sonabend gegen Abendt ist unser guter Fürst und Herr mit seinem Bruder dem Graffen herkommen, die Nacht hierblieben, und Sontag Morgens nach Bonn gezogen. Ihro Gnaden aber wieder nach Hachenburg. Die Oßnabrücksche Regierung zu Hachenb. hatt geführt ein Rentmeister ...as geheißen von Waldbreibach, welcher die unterthanen nicht mit geld, sondern mit einem Stock angestrafft hatt. Dieser Rentmeister hatt Zeit seiner Regierung ein Hauß nach Waldbreibach gebauet, und die unterthannen Kirchsp. Hamm angesprochen ihm daran zu helfen, welches auch geschehen, und sagt der noch lebende Sendschopf zu Förden Johann daß Er mit hin gewesen, und das Hauß helffen in Leinem bringen. Item sagt gedachter Johann


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daß der Rentmeister als er abgezogen, das Kirchsp. angesprochen das jeder unterthan ihm wolle zween wingartsposten schencken und nach Waldbreybach lieffern, welches wegen seines Wohlverhaltens auch geschehen.

Anno 1636 ist die Kayserl. Armee durchs Kirchsp. Hamm gangen, hatt alles ruinirt, und weil das um den Johannis¬tag geschehen, so nannten die Alten diese Zeit: den bösen Johannstag.

Das Wißische und Wildenburg ist damals verschont blieben.

Im Kirchsp. Hamm aber ist weder Frucht weder Vieh blieben, diß Jahr ist auch das große Sterben gewesen, und im Kirchsp. Hamm an die 6oo Menschen gestorben. Um diese Zeit ist Johann Sendschopf zu Förden ein meßiger Jung gewesen, und weiß davon zu erzehlen.

In der Zeit aber haben die Leute Brodt und Grieß (Kleien) brodt, daraus zu backen zu Linß geholt und hatt sich umd die Zeit ein partheygänger, Rittmeister Michael (spotsweise K.. Michael genant) zu Hachenb. auffgehalten, welcher die convoiret, wann sie brodt geholt, auch sonst von diesem Michael ward Vieles erzehlet. Dieser Michael soll auch den Alten kelch, so noch hier in der Kirch gebraucht wird, hier hin geschenckt haben. Da aus dem deller der gantz kleine Kelch, so bey Krancken gebraucht wird, gemacht worden. Wie Henrich Weißenbruch, gewesener Richter, mir erzehlet hatt.

Anno 1646 komt eine partie ins Dorff Hamm und wil plündern. Die Schützen aber so auff der Kirchen sind, geben feuer auff die partie worauff die partie ein Häusgen ansteckt, so in der gegend gestanden, wo itzund des H. leudtnant Fuchses neues Haus stehet. Davon an zündet sich die Kirche oben im Helm und brennt. Die Schützen schießen tapfer auff die partie, daß davon etl. todt bleiben. Alß die Glocken schmeltzen, stülpen die Schützen Keßel auff sich, damit sie von den Glockenspeise keinen schaden nehmen. Dießmal sind viel sachen in der Kirch verbrand. Von dem Brand meldet H. Johann Feller nichts.

Weil der Zeit offtmahls parthien kommen, so sind die Küe dißeits der Siege, wann sie das stürmen oder Glockenschlag gehört, von selbst nach Hamm auff den Kirchhoff, die jenseits der Siege aber nach dem Rohlseiffen gelauffen.


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Der Kirchhoff ist mit Pallisaden umbsetzt gewesen und oben am Thurrn posteien mit doppelhacken belegt.

Die Oßnabrücksche Regierung hatt gestanden biß 1649, da den 12. Febr. die Huldigung an Loysam Julianam und dero Tochter wieder geschehen. Und sind darauff Mittwochen und Donnerstag die Oßnabrückschen Soldaten aus, und dargegen 22. Heßen Darmstädtische Soldaten in Hachenb. eingezogen.

Bey der Huldigung ist der Alte Calender wieder zu brauchen befohlen.

Es ist die Meinung gewesen, den Graffen von Wartenburg an die Gräffin Ernestine zu verheurathen, worin aber dero Fr. Mutter nicht willigen wollen.

Es komt auch der Zeit der Graff von Wied Dierdorff nach Hachenb. als ein Jäger, in Hoffnung zu der Gräffin Ernestine zu kommen. Hatt zween Diener bei sich, so mit Leinwand in der Stadt nach dem Schloße hausieren. Der Leutenant Most aber als Commandant, will den Jäger nicht ins Schloß laßen. Worauff der Jäger sich was unnütze macht und zurückgehet in des Saltzers ( H. Aspachs Vaters ) Hauß. Die zween Lein¬wandkrämer gehen auch zurück in das Hauß. Inzwischen kompt der Leuntn. Most und wil den Jäger arretieren, dieser begibt sich tum Thor hinaus. Die Leinwandkrämer zahlen den Wein, hausieren auch zum Thor hinaus. In der Altstadt wartet der Graff ihrer, da setzen sie sich wieder auff ihre pferd und reiten nach Dierdorff zu. Dieses hatt mir erzehlte einer der Diener, so mitt gewesen, welcher nachgehendts Heßen Caßeli¬scher Kriegs Commissarius war, nahmens Schindewolff.

Alß die Gräffin Loysa Juliana wieder zur Regierung gelangt, hatt Höchstenbach, so ein Wiedums Kirsp. nicht gehorsamen wollen, sondern hatt sich an die Wittgensteinischen zu Al¬tenkirchen gehalten. Da gehet Peter Fuchs, damahliger Landt¬wachtmeister in den Wald, schicket nach Höchstenbach, läßt etl. Pferd holen, geschoßenes Wild abzuführen. Da aber die Pferde in den Wald kommen, nimt Er die Pferde, und führt sie nach Friedewald.


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Damit werden die Höchstenbacher zum Gehorsam bracht, wie Er Fuchß mir erzehlet hatt.

Den Flecken Bendorff hatt der Abt zum Laach ingehabt und nicht abtretten wollen. Wird also gedachter Peter Fuchß hin¬geschickt, der postiert sich in das waltgen, da man von Sayn nach Bendorff gehet, und hält darin bis das Vieh eingehet. Als das Vieh im Thor ist, jagt Er Fuchß unter das Vieh, hatt in jeder Hand ein pistol und den degen bloß am Arm hangen. Die Wacht wil das Thor zuschlagen, kann aber nicht wegen des Viehes. Er Fuchß vors Kelterhauß, findet bey der Kelter einen saynisch gesinten. Diesen redt Er an, du dieb, wiltu deiner Herrschafft nicht pariren!

Ich will dich schießen, der Dampff soll dir zum Halse herausgehen. Fragt sind keine Schelmen mehr hier, worauff der Saynisch gesinte ihm einen Winck gibt: da trifft Er des Abts vom Laach seinen Schreiber, und noch einen übel gesinten an . Denen droht er auch sie zu erschießen. Sagt dem Schreiber Er soll sich hinaus in den Hoff begeben. Der Schreiber retirirt sich. Er Fuchß jaget im Flecken herum, trohet allen und jedem. Inzwischen kompt was Man¬schafft nach. Folgenden Tag stecht den Markt aus, sitzt am Tisch, am Arm den bloßen Degen, und vor sich die pistohlen liegen habend. Von der Zeit hatt der Flecken Bendorff die Saynische Obrigkeit erkant wie er Fuchß offtmahls erzehlet hatt.

Zu Schöneberg ist auch anfangs Streit gewesen wegen des Heues, welches die Wittgensteinischen nach Altenkirchen nehmen wollen. Es hat der gesamte Hachenb. Ausschuß dahin gemußt. Und sind die Wittgensteinischen Graffen mit dem Altenkirchischen Ausschuß dagewesen. Das erste mahl ist der Hachenb. Landhauptm. Pack etwas furchtsam. Er Fuchß aber als Landwachtmeister tritt hierfür, und da die beyde Graffen, Ludwig Albrecht und Christian den Altenkirchischen Ausschuß anführen und vor demselben hergehen, redt Er Fuchß sie an: gn. Herren nicht einen Schritt mehr oder ich gebe Feuer. Ich bin zwar kein Graff, stehe aber hier in gräffl. Schuhen. Sagt ferner Ihr habt den Teuffelsbänner von Salchendorff


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bey Euch. Ich kenne ihn wol, dort stehet Er, der soll uns das gewehr zuthun, verlaßet euch nicht darauff. Als die Wittgensteinischen sich zurück ziehen, rufft er den Graffen zu: Gn. Herren, daß ihr sehet, daß der Teuffelsbänner uns nichts thun könne, so gebet feuer. Worauff etl. das gewehr lösen. Darnach ist Er Fuchß Landhauptmann und auch Richter zu Hamm worden.

Der Sendscheff zu Förden Johann der zweymahl mit gewesen im Heukriege zu Schöneberg erzehlte das beyde Graffen Ludwig Albrecht und Christian, vor dem Ausschuß, und zwar 'gantz langsam hergangen. Graff Ludwig Albrecht zur rechten, und Graff Christian zur lincken stäbe in der hand und degen an der seiten habend. Der Ausschuß aber sein Ober und untergewehr. Worauff Er Fuchß Ich bitte gn. Herren nicht neher, oder ich oder ihr müßet bleiben. Als beyde Graffen sich immer nähern, stöst er Fuchß seyn kurtz gewehr in die Erde, fängt an zu fluchen, worauff der Graff Christian auf einem Fuß stehend, sich herumtrehet, und zurück gehet.

Er Sendschepff erzehlte anbey daß der Fuchß, 100 Mann und mehr zum hinterhalt in einen Thal Grund verlegt, welche von hinten angreiffen sollen. Sie waren aber je 8 Mann in ein Glied gestellt gewesen, uns hätte der Fuchß gesagt: sehet auff mich, wie ichs mache, so machts auch. Gebe ich feuer, so ihr auch. Fechte ich mit dem Degen, so ihr auch. Er Sendscheff hatt einmahl nebst andern noch etliche Tage zu Schöneberg bleiben und Wacht halten müßen.

Alß Anno 1662 die immission durch die Münsterschen geschah, stunden zu Hachenb. aufm Marckt 2 Stück und ein Feuermörser, so gegen Altenkirchen gebracht werden solten. Zu Schöneberg sollen auch zwey stück und ein viel großer Feuermörser gewesen sein . Es sind aber solche nicht gebraucht worden, in dem die Churpfaltz volcker abgezogen, und Graff Christian in der Nacht zum Quengel ( ist ein klein Thor hinten am Schloß ) hinaus und davon gangen. Da die Saynische


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Herrschaft hingezogen und possession ergriffen. Weils aber ein Sonntag so hatt mein Bruder erst zu Hachenb. auff dem Schloß den Gottesdienst halten müßen, worauff gn. Herrschafft nach Altenkirchen zogen und giengen hinter den Kutschen etl. Schloß Soldaten her.


Extract aus H. Johann Fellere Tauff= Copulation und begrabnus Buch.

H. Johann Feller ist im Jahr 1609 nach Hamm kommen und hatt da gestanden bis 1663 da er resignirt. Dieser setzet in ge¬dachtem buch Anno 1636. Die Krieger haben das Buch zerrißen, worinnen die Kirchensachen geschrieben. H. Johann ist das mahl mit andern flüchtig gewesen wegen der Kayserl. Armee. Und weil solches um den Johannistag ... [z.T. verblaßt] so haben die Leute die Zeit den bösen Johannstag genannt.

... ohngefähr 2oo im Kirsp. gestorben ...


Dienstag d n 26. Jul. 1636. Diesen Ta m g ist unser Junger H. H. Graff Ludwig zu Sayn und Wittgenstein zu Hachenb. begraben worden, und der Obrist Gieser Hachenb. occupirt. Donnerstag den 25. August ist das Coleredische Regiment durch Hamm gezogen.

Den 2. Sept. eine Compagn. Altheimischen Volcks von Hachenburg und Altenkirchen hinab des Wegs nach Syburg gezogen


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und alsobald eine Compagn. Coloredischen Volcks zu Altenkirchen eingezogen.

Biß 7. Sept. sind an die 550 im Kirsp. gestorben.

Den 8. 7br.ist das Coloredische Regiment außm Ampt Freußburg ins Homb. gezogen in ihr alt quartier. Über nacht hier im Dorff und zu Breitscheidt und zu Bracht gelegen.

Dienstag den 13. 7br. seyn die Coloredische Reuter wieder von Homburg hierher kommen, und über nach hier logirt. Den Mittwochen nach Altenkirchen gezogen, und dahinden herauff nach Roßbach Höchstenbach sich getheilet.

Donnerstag den 15. Sept. Seyn die Bonnische Diener hier gewesen, und die Huldigung vom Kirspel genommen, erstlich an Ihro Churfürstl. Durl. zu Coln, und in deßen nahmen an den Bischoffen von Oßnabrück, welcher ein Graff von Warten¬burg. Haben solches wapen an die Kirch geschlagen.

Sonabend den 17. Sept. ist die Colnische Salvagarde herkommen.

Sonabend (den 15 8br) seyn die Grieserische 6 Compag. Reuter, von Hachenb. auff Wißen, und fort des Wegs nach Ulpen gezogen.

Haeternus de morte sequitur neva vita quod felix far ... ( Es sind aber in dem Jahr an die 6oo und darüber im Kirspel Hamm gestorben.)

Montag den 5. Xbr. diesen Tag seyn 15oo Kayserl. Soldaten des Wegs von Siegen auff Wissen kommen, eine Nacht da blieben. Uff Altenkirchen und Grafschafft Wied gezogen. Den selben Tag kamen noch 2 Regimenter, blieben nachts hier liegen, des andern tags zogen sie nach Siegburg Falckensteinsch. Regiment.

Freytags und Sonabends furm Christtage seyn die Regimenter hier herum aufgebrochen und wieder nach der ...gezogen.


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1637

Mitwochen uff St. Pauli bekehrung seyn 2 Regiment. kayserl. Reuter unter Commando eines Oberstl. dem Obristen Wacht¬meister von der Horst zustendig ins Kirspel kommen und Sonabend wieder ab, und des Wegs nach Siegburg gezogen. Den 31. Januar haben die im Ampt Freußburg liegenden Soldaten Birckenbühel geplündert und die Früchte genommen. Donnerstag abend den 23. Febr. kompt das Metternichsche Regiment und über nacht logiret.

Dnca Laetare begraben einen Reuter, so bey Dünenbusch von den Wildenburger Schützen erschoßen.

Montag den 3. April seyn die Reuter und Tragoner Jean de Werd zustendig auß dem Kirspel Roßbach beßer hinabgetheilet.

Dienstag den 19. Sept. sind etl. Reuter und fus Volck von den steckelbergischen von Altenkirchen nach Homburg gezogen.

Gestern Sonabend (den 3o. Sept.) sind 3 Compagn. fusvolck gen Altenkirchen kommen, dem Landgraffen zu Darmstadt zu¬ständig.

Donnerstag nach Ostern begraben Hermann von Langenbach.

Den haben die Metternichschen Reuter, so zu Altenk. gelegen, am Be in einen Backopfen gesteckt und erdämpfft.


1638

Donnerstag den 15. Märtz General Götz zu Wißen gelegen, wieder ex hybernis ins oberlandt gezogen.

Freytag den 2o. April ist das Brüninghausische Regiment hier ins Kirspel kommen .. und wieder weg ins Kirspel Falmmersfeld gezogen, haben großen Schaden gethan diese haben ein todt mägdgen mitbracht, welches wir alhier auff dem Kirchhoff begraben.

Donnerstag den 26. April ist das bayerische fusvolck die Rohlbach herab nach Oberzau und Etzbach kommen, die Nacht Quartier genommen, übel gehauset. Freytags ins Kirspel Kroppach gezogen, die Nacht die Altenburg geplündert. Nachts furm Sontag auff Wißen einen Anschlag gehabt, der ihnen gefehlet.

Die Bl..... geraubt und Pirtzenthal geplündert. Nachts nach dem Sontag langst Altenkirchen gezogen. Ketten¬hausen geplündert.

Dom. 5. Trin. ein patent von u. gn. Herrn verlesen, worin die Lehnleut citirt werden Ihre Lehn zu empfangen.


S.11

Sontag den 6. Trinit. den 1. Jul. verlesen und angeschlagen ein patent von Bonn, darin diejenigen, so etwas an sich erkaufft, getauscht und pfandsweise von der Graffschaft an sich bracht haben, citirt werden.

Den 24. Jul. uff Jacobi ist der Darmstädtischen Regiment eines Vormittag aus dem Ampt Freußburg hierher gen Hamm kommen, quartier gemacht, und freytags in Kirspel zu Au kommen alda in den 4 Häusern liegen blieben, biß Montag den 3o. Jul. Da ist das ander Regiment kommen, und zu Oetersen und Roth liegen blieben, biß den Dienstag zusammen gerückt und ins Kirspel Leuscheidt gangen.

Dom. 3. Advent ist in der Kirch auff Cantzley bescheidt der Neue oder Gregorianische Calender in und bußen der Kirchen zu brauchen publicirt.


1639

Montag fur Fastnacht ist hier ins Kirspel kommen eine Compagn. Reuter auß dem Naßauischen Regiment, unter dem Rittmeister Wolff Gottfriedt von Quast Brandenb. hatt aber uff gn. f. und Herrn erinnern wieder abziehen müßen uff Sontag Invocavit.


1640

Weiter den 4. April uf Maria verkündigung des morgens eine Stunde nach Untergang des Monds und eine Stunde vor Tag eben zu vier uhren ist ein Erdbeben gemerckt worden, dergl. niemand mehr von hört, so ist lebend observirt.

Dom. 8. Trinit. diesen Sonabend gegen Abend Serenissim. unser princeps cum fratre generoso com. herkommen, per ... vit, und Sontags zu Morgen nach Bonn gezogen. Ihro Gnaden aber wieder nach Hachenburg.

Donnertag und Freytag den 2o. sehr gestürmt Tag und Nacht, daß ein übergroß Waßer worden und der Wind an Obstbäumen groß Schaden gethan.

Die erste Adventswoche haben die beyde Hatzfeldischen und Piccolomenischen Armeen auff dißeit Rhein in dem Wiedischen gelegen.

Dom. 2. Advent die Kayserl. Windeck eingenommen. Gott sey lob diesmahl das Christfest in gutem Frieden gehalten.


S.12

1641

Dom. 5. Trin. seynd die Förster Kauffleute mit Vieh hinauff¬getrieben, und sind 15 Andernacher Soldaten in der Bädersbach an sie kommen und 2o Ochsen abgenommen. Man verfolgt sie biß bey Hattert, die Ochsen abgejagt, etl. verwundet, etl. und ein Kauffmann todt blieben.

Uff Elisabeth seyn unsere Nachbahrn im Floß gefahren, des folgenden Donnerstags kompt ein mächtig sturmwind und gibt starcken Regen, welcher die Floßenen auffm Sygburger teich erfolgt, die flößen zerschlagen, daß ihrer etl. 14 Tage zubringen müßen Ehe sie des Gehöltzes ein Theil wieder zu¬sammenbracht. etl. sind 3 Wochen ausblieben.


1642

Dom. 1. post Epiphan sind zwo parthie Reuter hier ins Dorff gefallen zu plündern, haben nur die untersten Häuser troffen. Abgewiesen zu Niederhausen, Geilhausen, Wickhausen, gebrechen und schaden getahn.

Mitwoch den 19. Febr. seyn nachmittag an die 4oo Reuter vom Rhein herauff auff das Dorff Hamm zugesetzt, durch den Hoff Scheid, hinter dem Dorff her auff Etzbach sich begeben, alda abgesessen, futter angebißen und gefüttert, und alle gebäu und umbs Dorff herum gesucht. Wieder in Eil aufgebrochen und nach dem Hämmerholtz und Roth gefallen und geplündert. Endlich zu Bruchertseiffen und Harterschen all über nacht liegen blieben....


Nach Cantate die Bayerische Armee nach Altenkirchen, bleiben 8 Tage daselbst und unter Altenkirchen gelegen, und seynd Freytags den 3o. ins Bergische Landt gerückt.

NB. Anno 1642 ist in H. Johann Fellers Buch das Letzte Dom. lo. Trinit. und Anno 1643 das erste Dnca 18 Trinit, fehlet also über ein Jahr.


1643. Nichts.


1644 Ebenfalls nichts.


S. 13

1645

Dnca. 18 post Trinit. verkündigt das sieben sontag nach¬einander besonder bettag gehalten werden solt ppr Turcam.


1646

Setzet er nichts, obschon das Jahr die Kirche abgebrandt ist.


1647

Sonnabend den 29. 9br.Windeck von Lamboy erobert.

(NB. Die partheien von Windeck sind oft ins Kirspel Hamm gefallen und haben die wohlhabenden Leute weggenommen und sich zu rentinieren gezwungen, so das fast niemand des Nachts in seinem Haus seyn dürffen. Wann sie aber jemand erhaschet, so sind die Schützen gleich nachgesetzet, die Leute zu befreien. Diß ist endlich zu Caßel ausgemacht worden, daß die Windeckischen hier niemand mehr weggeholt haben.)


1648

Mittwochen nach Ostern seyn loo Soldaten dem Obrist Pletten¬berg zuständig von Windecken hier gen Hamm kommen und über Nacht hier logirt, Des Donnerstags seyn Lamboysche und Spanische Reuter her¬kommen 9 Compagn. zu Breitscheidt zu Hamm 4 Compagn, zu Etzbach 4 Compag. über nacht logiret und Freytag obennaus gezogen.

Sontag Quasimodogeniti haben einhundert Reuter vonden Lamboyschen, so des vorigen freytags hier hinnen gezogen das Dorff Birckenbühel ganz ausgeplündert. Wie auch Weißenbrüchen* besonders des Richters Hauß.

Mein Dach ist demolirt im Jul 1648. Da in der Zeit niemand nach Altenkirchen kommen können umb des Kriegsvolcks willen.


1649

Den 1.2.3.4.5. Febr. 2 Compagn. Reuther, alhier gelegen

Den 5. zogen zwo Compagn. Reuther hierdurch nach Croppach.

Den 12. Febr. Seyn die Kirspels Leute nach Hachenburg zur Huldigung beschieden.

Mittwochen und Donnerstag seyn die Soldaten so Ihro Frl. Gn. zu Oßnabrück zustendig nach Hachenburg abgezogen und seyn 22 Heßen Darmstädtische an ihre statt hinein gelegt worden. Bey der Huldigung ist der alte Calender wieder zu brauchen befohlen worden.


S.14

Sonnabend den 15. Sept. seynd die Schwedischen Reuther unter Leutenant Sebald Harneick hie dannen nach Fischbach fort gerückt. Haben sie den Aprilis hier gelegen.


1650

Mittwoch den 13. Febr. Ein Bettag mit zwo predigten befehl unser gn frauen gehalten worden.

(In diesem Jahr hatt H. Johann Feller etl. mahl auff gn. befehl zu Flammersfeld den Gottesdient verrichten müßen.

Die Ursache aber meldete er nicht. Anno sechs hundert etlich und sechzig war ein alter Pastor zu Flammersfeld, den ich da gesehen und auch gehört habe.)

Reminiscere hat der schwedische Leutnant hier communicirt so zu Wißen ein Jahr logirt hat.

Sonabend den 27. Jul. ist bald nachmittags ein überaus starck Donnerwetter entstanden, und ein starck Wind, viel Eichen und Obstbäume alhier, teils aus der Erden, theils mitten entzwei gerissen und der Hagel großen schaden an früchten, besonders am Haus gethan, ist jedoch Gottlob hier im Kirspel noch gnädig abgangen.

Quelle: Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Bestand 340 Nr.5096



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